Special-Artistin_-_Schattenseite_-_Züricher_Studentinnen-Kneipe_1872

Der Soziologe Rainer Paris berichtete vor wenigen Tagen in der NZZ über die Situation an deutschen Hochschulen im Bezug auf die Wahl der richtigen Ansprache für Studenten jeglichen Geschlechtes. Hierbei rekapituliert er die Anfänge in den Achtzigerjahren, als Studenten begannen, sich selbst als «Studis» zu bezeichnen. Das Ringen der Begrifflichkeiten begann aber weitaus früher. In den Sechzigern waren die Unterschiede zwischen Studierenden und Studenten noch klar definiert. In der ZEIT (ZEIT Nr. 20/1963) kann man hierzu lesen:

Ein Student ist ein Studierender. Daran ist nicht zu zweifeln. Ein Studierender aber ist deswegen noch lange kein Student.

Der feine Unterschied zwischen „Student“ und „Studierender“ besteht trotz aller ministeriellen Verlautbarungen weiter: Ein Student studiert an einer Universität oder Technischen Hochschule, ein Studierender hingegen studiert an einer jener Anstalten, die früher einmal „Höhere Technische Lehranstalt“ oder auch „Maschinenbauschule“ hießen, die dann in „Staatliche Ingenieurschulen“ umbenannt wurden und heute noch so heißen. […]

Über das Studentenleben geben zahlreiche Lieder Auskunft. […] Wenn diese Lieder in ihrer exklusiven Romantik auch nicht mehr so ganz den tatsächlichen Verhältnissen gerecht werden, so sind sie doch wenigstens da – die „Studierenden“ aber haben keine Lieder.

Nach den selbst-verhaustierlichten Studis kamen weitere Formen (Studenten und Studentinnen, StudentInnen, Student_innen, Studenten*innen, Studentx, …)  auf, doch mittlerweile scheint man sich mit der Partizipform «Studierende» arrangiert zu haben. Viel mehr noch. Ein jeder der sich dieser Sprachregelung verweigert, macht sich verdächtig und angreifbar. Dabei ist diese Regel als solche mehr als angreifbar, unlogisch und bisweilen sogar falsch.  Man schreibt eine Partizip Präsens Form vor, um ein aus dem lateinischen Partizip Präsens studens (Plural: studentes) entlehntes Wort zu verhindern.  Weiterlesen „Nicht-Partizipianer vereinigt euch!“