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Akademische Freiheit

Qui tacet, consentire videtur

Kategorie

Genderismus

Kurze Nacht der Wissenschaften

Vor einigen Tagen fand in Berlin die sogenannte Lange Nacht der Wissenschaften (LNDW) statt. Die Veranstaltung an über 60 wissenschaftlichen und wissenschaftsnahen Einrichtungen in Berlin und Potsdam stand unter dem Leitmotiv:

Wissenschaft als Antwort auf Fake News, Verschwörungstheorien und fatale Irrtümer. Denn im Gegensatz zu Fake News behält Wissenschaft die Komplexität und Vielfalt unserer modernen Welt stets im Blick – brandaktuell und wichtiger denn je.

LNDW

Ein Teil der Wissenschaftsnacht sollte der Vortrag „Geschlecht ist nicht (Ge)schlecht, Sex, Gender und warum es in der Biologie zwei Geschlechter gibt“ der Biologin Marie-Luise Vollbrecht sein. Hierzu sollte es nicht in der angedachten Form kommen. Der dem Referent_innenrat (RefRat, sonst AStA) der Humboldt Uni nahestehende „Arbeitskreis kritischer Jurist*innen“ hatte im Vorfeld zu Protesten aufgerufen. Darin wurde der Referentin Trans- und Queerfeindlichkeit vorgeworfen.

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Nach dem Demoaufruf und einen Brief des RefRats an die gesamte Studentenschaft der Humboldt Universität (HU) sah sich die Universität gezwungen die Veranstaltung aus Sicherheitsgründen abzusagen.

Der Präsident des Deutschen Hochschulverbandes (DHV) deutete die übereilte Absage als einen Bärendienst für die Wissenschaftsfreiheit:

Sie hätte stattdessen Rückgrat beweisen sollen und alles daran setzen müssen, dass der Vortrag stattfinden kann

Bernhard Kempen

Die Bundesbildungsministerin Stark-Watzinger kritisierte die kritischen „Aktivisten“ ebenso scharf:

Es darf nicht in der Hand von Aktivisten liegen, welche Positionen gehört werden dürfen und welche nicht. … Wissenschaft lebt von Freiheit und Debatte. Das müssen alle aushalten.

Bettina Stark-Watzinger

Der an der HU lehrende Professor Jörg Baberowski, selbst Opfer von Anfeindung und Cancel Culture, sieht die Wissenschaftsfreiheit durch entsprechende Drohungen ebenfalls in Gefahr:

Wenn das Standard wird, dass irgendwelche Gruppen aus welchen Motiven heraus auch immer mit Drohungen verhindern können, dass wissenschaftliche Positionen dargestellt werden können, dann ist das eine Gefahr für die Wissenschaftsfreiheit an den Universitäten

Jörg Baberowski

Für den 14. Juli 2022 ist nun ersatzweise eine Diskussionsrunde geplant, in der man die Veranstaltung „aufgreifen und kontextualisieren und diskutieren“ möchte. Hierzu sollen auch Bundeswissenschaftsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) und die Berliner Wissenschaftssenatorin Ulrike Gote (Grüne) eingeladen werden. Die kritischen Jurist*innen dürfen nun selbstkritisch darüber sinnen, warum sie aus einer kleinen Biologievorlesung vor knapp 100 Zuhörern etwas sehr viel größeres gemacht haben. Dafür allein gilt ihnen allerdings unser aller Dank.

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Weiterführendes:

LNDW } Lange Nacht der Wissenschaften

WELT } Wie ARD und ZDF unsere Kinder indoktrinieren (Kommentar u.a. von Marie Vollbrecht)

FAZ } Gecancelter Vortrag : Humboldt-Uni ist Namen nicht wert

FR } Vortrag von Biologin abgesagt

WELT } „Bashing, Boykott, Gewalt“ – Hochschulverbands-Präsident kritisiert Vortrags-Absage

NZZ } Debatte um Transsexualität: Berliner Universität verhindert Vortrag von Biologin

BZ } Nach Absage: Wissenschaftsministerin rügt Humboldt-Universität

inforadio } Professor zu Vortragsabsage: „Deutungsvielfalt wird hier gefährdet“

BZ } Vortrag abgesagt: So redet sich der Präsident der Humboldt-Uni raus

BILD } Nach umstrittener Absage: Nachholtermin für HU Geschlechtervortrag

RBB } Absage wegen Sicherheitsbedenken Humboldt-Uni will umstrittenen Vortrag über Geschlechter nachholen

Netzwerk Wissenschaftsfreiheit } Pressemitteilungen:

Pressemitteilung, 3. Juli 2022

Mit großer Besorgnis müssen wir feststellen, dass die Wissenschaftsfreiheit an den Berliner Hochschulen und Universitäten immer häufiger missachtet wird. So werden Vorträge wie der von Marie-Luise Vollbrecht wegen angeblicher Transfeindlichkeit abgesagt, wobei der Vorwurf durch nichts gerechtfertigt ist; dies unter dem Vorwand von Sicherheitsbedenken, wodurch man Grundrechte in das Belieben von Gewalttätern stellt. Professoren werden durch Universitätsleitungen angegriffen, indem man versucht, ihnen Erklärungen unter ihrer Affiliation, welche allgemein üblich sind, zu verbieten. Gremien wie die Asten versuchen offen, Wissenschaftler aufgrund ihrer Auffassungen zu vertreiben und ihre Karriere zu beenden. Andere Wissenschaftler werden regelmäßig bedroht und beleidigt. Zahlreiche Fälle dieser Art sind in unserer Dokumentation aufgeführt und belegt. Diese Tendenzen stellen die Wissenschaftsfreiheit an Berliner Hochschulen und Universitäten nicht nur im Einzelfall, sondern grundsätzlich in Frage. Wir fordern die Senatsverwaltung auf, ihrer grundrechtlichen Schutzpflicht zugunsten der Wissenschaftsfreiheit nachzukommen und derartige Vorfälle künftig zu unterbinden

ajk } Statement:

Der Arbeitskreis kritischer Jurist*innen (akj) hat am 30.06. eine Kundgebung vor dem Hauptgebäude der Humboldt-Universität zu Berlin angemeldet. Der Protest richtete sich dagegen, dass im Rahmen der Langen Nacht der Wissenschaft einer in der Vergangenheit durch transfeindliche Positionen aufgefallenen Doktorandin, Marie-Luise Vollbrecht, eine Bühne für ihre Thesen zum Thema Geschlecht geboten werden sollte. Am 02.07. gegen Mittag sagte dann die Verwaltung der HU den Vortrag von Vollbrecht kurzfristig ab und begründete die Absage damit, dass die Kontroverse drohe, die anderen Veranstaltungen zu überschatten. […].

HU } Stellungnahme

Am 2. Juli 2022 fand nach zwei Pandemie-Jahren endlich wieder eine Lange Nacht der Wissenschaften statt, die seit mehr als 20 Jahren von vielen Wissenschaftseinrichtungen in Berlin ausgestaltet und organisiert wird. Auch an der Humboldt-Universität haben sich zahlreiche Mitglieder für dieses „Fest der Wissenschaft“ engagiert und Vorträge, Workshops und Ausstellungen vorbereitet und organisiert. Der Vortrag „Geschlecht ist nicht (Ge)schlecht: Sex, Gender und warum es in der Biologie zwei Geschlechter gibt“ musste im Interesse der Gesamtveranstaltung Lange Nacht der Wissenschaften abgesagt werden. Grund dafür waren Proteste gegen die Vortragende, die wegen ihrer Mitarbeit an einem Artikel in der „Welt“ Anfang Juni massiv in die öffentliche Kritik geraten ist. […]

ASH Berlin } Adiós avenidas, adiós artes!

Avenidas

Seit 2011 ziert das folgende Gedicht Eugen Gomringers die Südfassade der Berliner Alice-Salomon-Hochschule (ASH):

avenidas
avenidas y flores

flores
flores y mujeres

avenidas
avenidas y mujeres

avenidas y flores y mujeres y
un admirador

Der perfide Inhalt dieser wohlklingenden Zeilen blieb aufgrund der spanischen Chiffrierung lange Zeit unentdeckt. Ins Deutsche übersetzt offenbart sich dagegen der sexistische Gehalt sofort:

Alleen/Alleen und Blumen/Blumen/Blumen und Frauen/Alleen/Alleen und Frauen/Alleen und Blumen und Frauen und/ein Bewunderer.

Wem auch der deutsche Text keinen Grund zur Sorge liefert, dem sei geholfen. Im Jahr 2016 prangerte der AStA der ASH das allzu frauenfreundliche Gedicht wie folgt an: Weiterlesen „ASH Berlin } Adiós avenidas, adiós artes!“

Nicht-Partizipianer vereinigt euch!

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Der Soziologe Rainer Paris berichtete vor wenigen Tagen in der NZZ über die Situation an deutschen Hochschulen im Bezug auf die Wahl der richtigen Ansprache für Studenten jeglichen Geschlechtes. Hierbei rekapituliert er die Anfänge in den Achtzigerjahren, als Studenten begannen, sich selbst als «Studis» zu bezeichnen. Das Ringen der Begrifflichkeiten begann aber weitaus früher. In den Sechzigern waren die Unterschiede zwischen Studierenden und Studenten noch klar definiert. In der ZEIT (ZEIT Nr. 20/1963) kann man hierzu lesen:

Ein Student ist ein Studierender. Daran ist nicht zu zweifeln. Ein Studierender aber ist deswegen noch lange kein Student.

Der feine Unterschied zwischen „Student“ und „Studierender“ besteht trotz aller ministeriellen Verlautbarungen weiter: Ein Student studiert an einer Universität oder Technischen Hochschule, ein Studierender hingegen studiert an einer jener Anstalten, die früher einmal „Höhere Technische Lehranstalt“ oder auch „Maschinenbauschule“ hießen, die dann in „Staatliche Ingenieurschulen“ umbenannt wurden und heute noch so heißen. […]

Über das Studentenleben geben zahlreiche Lieder Auskunft. […] Wenn diese Lieder in ihrer exklusiven Romantik auch nicht mehr so ganz den tatsächlichen Verhältnissen gerecht werden, so sind sie doch wenigstens da – die „Studierenden“ aber haben keine Lieder.

Nach den selbst-verhaustierlichten Studis kamen weitere Formen (Studenten und Studentinnen, StudentInnen, Student_innen, Studenten*innen, Studentx, …)  auf, doch mittlerweile scheint man sich mit der Partizipform «Studierende» arrangiert zu haben. Viel mehr noch. Ein jeder der sich dieser Sprachregelung verweigert, macht sich verdächtig und angreifbar. Dabei ist diese Regel als solche mehr als angreifbar, unlogisch und bisweilen sogar falsch.  Man schreibt eine Partizip Präsens Form vor, um ein aus dem lateinischen Partizip Präsens studens (Plural: studentes) entlehntes Wort zu verhindern.  Weiterlesen „Nicht-Partizipianer vereinigt euch!“

Göttingen } Klo*Sett*Viel*Falt

Klo2
Einweihung der ersten diskriminierungsfreien Toiletten der Georg-August Universität

Bei aller Kritik an der Genderideologie geht die praktische Durchsetzung der Idee und Praxis des „Doing Gender“ seinen kontinuierlichen bürokratischen Gang. Die Georg-August Universität Göttingen hat nun, angestoßen von der institutionellen Gleichstellungsbürokratie der Universität, in einem ersten mutigen Schritt begonnen, die Toilettenlandschaft der Hochschule im Sinne der Diskriminierungsfreiheit umzugestalten. Den Anfang macht dabei die Einrichtung von Herren/FrauenTrans*InterToiletten im Göttinger Oeconomicum, einem der am zentralen Campus gelegenen Lehr- und Forschungsgebäuden.

Eine empirische Messung des so erzielten Rückgangs der toilettenbezogenen Diskriminierung steht bislang noch aus. Wir hoffen auf ein qualitatives Forschungsdesign, durchgeführt vom Göttinger Institut für Demokratieforschung.

Zur intellektuellen Einordnung der jüngsten, steuergeldfinanzierten Erhöhung der Gendergerechtigkeit im Großraum Göttingen kann ein passender Artikel von Michael Klonovsky wieder vorgelegt werden: Weiterlesen „Göttingen } Klo*Sett*Viel*Falt“

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