Das 2009 in Heidelberg gegründete liberale John Stuart Mill Institut gibt jährlich einen Freiheitsindex für Deutschland heraus. Die Stimmen fallen unterschiedlich aus. Viele Zeitungen titelten selbstzufrieden Deutschland sei „grün, gesund und bürgerlich“. Dabei könnte man die wesentlichen Trends leicht mißverstehen.
- Bürgerlichkeit: Rückkehr zu bürgerlichen Werten
- Freiheit: Freiheit wird höher gewertet als Gleichheit, Gerechtigkeit und Sicherheit
- Meinungsfreiheit: Nur knapp 60% glauben, dass sie ihre politische Meinung frei äußern können
„Der Index zeigt, dass die Freiheit für die deutsche Bevölkerung immer noch einen hohen Stellenwert hat. Sie kommt in der Studie noch vor Gleichheit, Gerechtigkeit und Sicherheit. Zugleich lässt sich aber auch eine leicht steigende Sehnsucht nach Gerechtigkeit und eine Forderung nach Verboten feststellen.“ (Zeit online)
„Der Anstieg des Gesamtindexes beruht vor allem darauf, dass der Wert der Freiheit seinen Stand in der Medienberichterstattung verbessern konnte. Der gesellschaftliche Stellenwert und das subjektive Freiheitsempfinden dagegen sind im Vorjahresvergleich gesunken.“ (Frankfurt Allgemeine Zeitung)
„Die Bevölkerung bekunde zwar, so die Autoren der Studie, ein hohes subjektives Freiheitsgefühl. Allerdings sagen immer mehr Befragte auch, dass man bei öffentlichen Gesprächen vorsichtig sein müsse, seine Meinung zu äußern. ‚Dieser sich seit Jahren fortsetzende Negativtrend ist überaus beunruhigend‘, schreibt die Direktorin des Mill Instituts, Ulrike Ackermann.“ (Wirtschaftswoche)
Das Studentenmagazin UNICUM sieht sich sogar genötigt wegen des aktuellen Freiheitsindexes ein „Plädoyer gegen den Political Correctess-Wahn“ zu veröffentlichen. Darin wird ein Brief der University of Chicago erwähnt, in dem sich der Dekan auf die Seite der Akademischen Freiheit und einer gewinnbringenden Debattenstruktur stellt.
Zum Endes des UNICUM-Artikels heißt es:
„Das bedeutet nicht, dass wir uns mit Rassismus und Gewalt einfach abfinden müssen. Wir werden diese Probleme aber nicht aus der Welt schaffen, indem wir Augen, Ohren und Lippen verschließen und auf einem rosa Einhorn mit glitzernder Mähne in die ach so tolerante Safe Space reiten, wo alle Menschen sich lieb haben und sich einmal in der Stunde ganz doll knuddeln. Denn SO funktioniert die Welt einfach nicht. Um eine wirklich tolerante Gesellschaft zu werden, brauchen wir Kommunikation. Und die beinhaltet eben manchmal auch Konfrontation. Und Unbehaglichkeit. Und Wut. Aber das ist okay, solange wir dabei nicht vergessen, respektvoll miteinander umzugehen.“ (UNICUM)
Infos:
John Stuart Mill Institut } Freiheitsindex Deutschland 2016
UNICUM } Ein Plädoyer gegen den Political Correctness-Wahn!
Bildquelle: Infografik Die Welt, Twitter
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