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Vor einigen Wochen blockten uns die Öffentlichkeitsbeauftragten des StuPa FFM auf Twitter. Da uns die Gründe nicht mitgeteilt wurden, nehmen wir diese bewußte Dialogverweigerung zum Anlaß, auf Spurensuche zu gehen und alle kritikwürdigen Geschehnisse der letzten Monate auf und rund um dem Frankfurter Campus Revue passieren zu lassen.

Alles begann Ende 2017 durch die Ankündigung, daß Polizeigewerkschafter Rainer Wendt einen Vortrag an der Goethe-Universität halten sollte. Für den dortigen AStA und „60 Wissenschafter*innen“ war die erzwungene Absage der Veranstaltung „absolut notwendig“.

Am Donnerstag den 26. Oktober 2017 sollte der Rechtspopulist, Unruhestifter und Vorsitzende der DPolG Bundespolizeigewerkschaft Rainer „Doppelgehalt“ Wendt einen Vortag an der Goethe-Universität Frankfurt halten. Ein Mensch, der sein Gesicht in jede Kamera und Talkshow steckt um Racial Profiling, Sicherheitswahn und verschärfte Gesetzte gegen Alle und Jeden fordert – aber vor allem gegen die Schwächsten in der Gesellschaft.

Nach der Kritik von rund 60 Wissenschafter*innen und der GEW Hessen, sowie auch vom AStA Universität Frankfurt wurde die Veranstaltung nun abgesagt. Wir halten dies für absolut notwendig. (Quelle: AStA FFM)

Da die Absage aufgrund angekündigter Gewalt erfolgte, erntete dies gleichwohl nicht nur Applaus, sondern war auch Auslöser für Diskussionen über freien Rede und den Mut zur Debatte an der Frankfurter Goethe Universität.

Was ist des Freiesten Freiheit? – Recht zu tun! (Johann Wolfgang von Goethe)

Apropos Gewalt und politischer Diskurs: Ende Dezember verwüsteten Mitglieder der Juso-Hochschulgruppe die Räumlichkeiten des konkurrierenden Ring Christlich-Demokratischer Studenten (RCDS). Unter den betrunkenen Randalierern befand sich auch Nis Thiemeier, Mitarbeiter der Bundestagsabgeordneten Ulli Nissen (SPD), Hessischer Landeskoordinator der Juso-Hochschulgruppen und bis vor dem Vorfall in der Anti-Sexismus-Kommission im Bundesverband tätig. Für den Frankfurter RCDS war dies leider kein Einzelfall, sondern er reihte sich weiteren Schikanen (Beleidigungen, Bedrohungen, Verweise, Ausschluß aus Studierendenparlament (StuPa)) ein.

Einige Tage später löste ein Artikel in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) eine Sexismusdebatte aus. Der darin geschilderte Fall zwischen einem Lehrbeauftragten und zwei Studentinnen lag einige Zeit zurück. Die Unileitung legte dar wie die Universität und die Gleichstellungsbeauftragte  sich den Vorwürfen annahmen. Letztlich sah sich die Universität infolge der ungeprüften und falschen Behauptungen gezwungen, die sonst so renommierte FAZ an ihre journalistische Sorgfaltspflicht zu erinnern.

Die Goethe-Universität bedauert es, dass inzwischen selbst angesehene Medien unbewiesene Behauptungen ohne weitere Prüfung abdrucken.

Auf den Seiten der FAZ ist der Artikel aktuell nicht mehr abrufbar.

Die von Ihnen angeforderte Seite kann leider nicht ausgeliefert werden. Das tut uns leid.

Von diesem lückenhaft bis kreativ recherchierten Artikel unbeeindruckt, rief der AStA zu einer Demo gegen Sexismus und sexuelle Gewalt. Die kritisierte Gleichstellungsbeauftragte durfte vor Ort selbstverständlich nicht ihre Sicht der Dinge schildern. So kommentierte der AStA:

„Nein. Uns ist es wichtig, dass wir unsere Position auf die Straße beziehungsweise auf den Campus bringen und unsere Forderungen gehört werden. Wir wollen uns da auf keine Aussage gegen Aussage einlassen, sondern dass sich da endlich an der Uni etwas ändert an den Strukturen.“

Im StuPa wurde zudem eine Resolution gegen #Campussexismus verabschiedet. Eine Resolution zum politischen Diskurs an der Universität fand dagegen keine Mehrheit. Es bleibt daher fraglich, ob sich der Diskurs an der Goethe Universität verbessert.

Aber das Unreife ist für das Gespräch und nicht für den Briefwechsel, die Rede löst so leicht jeden Irrtum auf, der durch die Schrift gleichsam erst recht konsolidiert wird. (Johann Wolfgang von Goethe)

Schwenk zum Beginn: Die verabschiedete Resolution zeigte bei mehrfachen Sexismusvorfällen auf und rund um das Campusgelände bisher keine Wirkung. Erst die öffentliche Fahndung (inkl. Täterbeschreibung, AStA-Sprech: Racial Profiling) und der Einsatz verdeckter Ermittler konnten zumindest einen der Täter dingfest machen. Nicht allein dieser Umstand ließ den geschassten Polizeigewerkschafter scherzen, die „Lebenswirklichkeit hat Goethe-Uni eingeholt“. Sein abgesagter Vortrag lautete: „Polizeialltag in der Zuwanderungsgesellschaft“

Weiterführende Artikel:

dpolg.de } Offener Brief an das Frankfurter Forschungszentrum Globaler Islam und das Exzellenzcluster Normative Ordnungen (PDF)

AStA FFM } Rainer Wendt ausgeladen

FAZ } Susanne Schröter zum Fall Rainer Wendt

Uni Frankfurt} Wer darf wann etwas sagen? Debatte über Meinungsfreiheit an der Universität

hessenschau.de } An Frankfurter Goethe-Universität SPD-Mitarbeiter verwüstet Büro von CDU-Studenten

FAZ } RCDS : „Serie von Vorfällen“

Uni Frankfurt } Stellungnahme zum FAZ-Beitrag „Übergriffe auf dem Campus“

Frankfurter Journal } AStA plant Kundgebung auf dem Campus: „Sexismus gehört zum Alltag an der Goethe-Uni“

Deutschlandfunk } Sexismus an der Uni: AStA Frankfurt macht mobil

WELT } Frankfurt am Main: Polizei ermittelt wegen sexueller Übergriffe im Uni-Umfeld

WELT } Festnahme in Frankfurt/Main: Polizistin in zivil überführt mutmaßlichen Sexualstraftäter

FNP } Sex-Angriffe an Goethe-Uni Polizeigewerkschafter Wendt: „Lebenswirklichkeit hat Goethe-Uni eingeholt“