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Akademische Freiheit

Qui tacet, consentire videtur

Kategorie

Unfreiheiten

Jahresrückblick 2017

2017

In wenigen Tagen geht unser erstes vollständiges Blogjahr zu Ende. Der Vergleich mit dem Vorjahr hinkt ein wenig, da erst seit Ende 2016 Artikel veröffentlicht wurden. Aber rein visuell sieht es wenigstens nach einem steilen Anstieg der Besuche aus. 😉

War letztes Jahr der Artikel „Narrenmatt im Welfengarten“ am beliebtesten, so wurden dieses Jahr die folgenden Artikel am häufigsten angeklickt: Weiterlesen „Jahresrückblick 2017“

Uni HH } Die Toleranz der Anderen

fistVor wenigen Tagen wurde während der Sitzungspause des Studierendenparlaments (Stupa) der Hamburger Universität ein Vertreter des Ring Christlich-Demokratischer Studenten (RCDS) von einer Gruppe Vermummter bedroht und angegriffen. Infolge von Tritten und Schlägen fiel der Studentenvertreter über eine Stuhlreihe und zog sich zahlreiche Verletzungen zu. Die Täter flohen über das sogenannte Cafe Knallhart, einer seit mehreren Jahrzehnten besetzten Räumlichkeit der Universität. Grund für diese Gewalttat war die angebliche Mitgliedschaft in einer Burschenschaft. Das Opfer ist tatsächlich in einer Studentenverbindung aktiv, gleichwohl in einem dem Toleranzprinzip verpflichteten Corps. Dort kann man erfahren:

Toleranzprinzip heißt, dass wir unsere Mitglieder unabhängig von Konfession, Ethnie oder akademischer Prägung bei uns aufnehmen. Dieses Toleranzprinzip schätzen und leben wir besonders.

Außerdem sind Corps unpolitisch, d.h. das Corps bevormundet Mitglieder nicht in parteipolitischen Angelegenheiten. Solange die Meinungen nicht ins eine oder andere Extrem gehen und der demokratischen Grundordnung nicht entgegenlaufen ist bei uns jeder Willkommen.

Wer eine unmißverständliche Distanzierung seitens der anderen Studentenparlamentarier erwartete, wurde von der Erklärung der Hochschulgruppe CampusGrün bitter enttäuscht. Was hat Laura, Svenja und Melf nur geritten, eine Art Rechtfertigung statt einer glaubhaften Distanzierung zu veröffentlichen? Wenn man ihren Worten Glauben schenkt, so waren sie nicht minder darüber erschreckt, daß die Sitzung nach dem Vorfall nicht mehr beschlußfähig war. Böse Zungen könnten vermuten, man würde auch zukünftig Stimmenverhältnisse in den Pausen oder schon vor den Sitzungen durch ein Klima der Angst und durch tatsächliche Bedrohung (Stichwort: Strukturelle Gewalt) korrigieren. Weiterlesen „Uni HH } Die Toleranz der Anderen“

Nicht-Partizipianer vereinigt euch!

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Der Soziologe Rainer Paris berichtete vor wenigen Tagen in der NZZ über die Situation an deutschen Hochschulen im Bezug auf die Wahl der richtigen Ansprache für Studenten jeglichen Geschlechtes. Hierbei rekapituliert er die Anfänge in den Achtzigerjahren, als Studenten begannen, sich selbst als «Studis» zu bezeichnen. Das Ringen der Begrifflichkeiten begann aber weitaus früher. In den Sechzigern waren die Unterschiede zwischen Studierenden und Studenten noch klar definiert. In der ZEIT (ZEIT Nr. 20/1963) kann man hierzu lesen:

Ein Student ist ein Studierender. Daran ist nicht zu zweifeln. Ein Studierender aber ist deswegen noch lange kein Student.

Der feine Unterschied zwischen „Student“ und „Studierender“ besteht trotz aller ministeriellen Verlautbarungen weiter: Ein Student studiert an einer Universität oder Technischen Hochschule, ein Studierender hingegen studiert an einer jener Anstalten, die früher einmal „Höhere Technische Lehranstalt“ oder auch „Maschinenbauschule“ hießen, die dann in „Staatliche Ingenieurschulen“ umbenannt wurden und heute noch so heißen. […]

Über das Studentenleben geben zahlreiche Lieder Auskunft. […] Wenn diese Lieder in ihrer exklusiven Romantik auch nicht mehr so ganz den tatsächlichen Verhältnissen gerecht werden, so sind sie doch wenigstens da – die „Studierenden“ aber haben keine Lieder.

Nach den selbst-verhaustierlichten Studis kamen weitere Formen (Studenten und Studentinnen, StudentInnen, Student_innen, Studenten*innen, Studentx, …)  auf, doch mittlerweile scheint man sich mit der Partizipform «Studierende» arrangiert zu haben. Viel mehr noch. Ein jeder der sich dieser Sprachregelung verweigert, macht sich verdächtig und angreifbar. Dabei ist diese Regel als solche mehr als angreifbar, unlogisch und bisweilen sogar falsch.  Man schreibt eine Partizip Präsens Form vor, um ein aus dem lateinischen Partizip Präsens studens (Plural: studentes) entlehntes Wort zu verhindern.  Weiterlesen „Nicht-Partizipianer vereinigt euch!“

Göttingen } Klo*Sett*Viel*Falt

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Einweihung der ersten diskriminierungsfreien Toiletten der Georg-August Universität

Bei aller Kritik an der Genderideologie geht die praktische Durchsetzung der Idee und Praxis des „Doing Gender“ seinen kontinuierlichen bürokratischen Gang. Die Georg-August Universität Göttingen hat nun, angestoßen von der institutionellen Gleichstellungsbürokratie der Universität, in einem ersten mutigen Schritt begonnen, die Toilettenlandschaft der Hochschule im Sinne der Diskriminierungsfreiheit umzugestalten. Den Anfang macht dabei die Einrichtung von Herren/FrauenTrans*InterToiletten im Göttinger Oeconomicum, einem der am zentralen Campus gelegenen Lehr- und Forschungsgebäuden.

Eine empirische Messung des so erzielten Rückgangs der toilettenbezogenen Diskriminierung steht bislang noch aus. Wir hoffen auf ein qualitatives Forschungsdesign, durchgeführt vom Göttinger Institut für Demokratieforschung.

Zur intellektuellen Einordnung der jüngsten, steuergeldfinanzierten Erhöhung der Gendergerechtigkeit im Großraum Göttingen kann ein passender Artikel von Michael Klonovsky wieder vorgelegt werden: Weiterlesen „Göttingen } Klo*Sett*Viel*Falt“

AStA Bremen die Zweite } Teilerfolg vs. Großteilniederlage

teilerfolg2Vor einigen Monaten startete diese Seite mit dem Konflikt zwischen dem AStA Bremen und Prof. Dr. Jörg Baberowski aus Berlin. Dieser Streit wurde kürzlich vor dem Kölner Landgericht fortgesetzt und vorläufig entschieden. (Aktenzeichen: 28 O 324/16) Bis auf ein Detail gab das Gericht der Vorinstanz und Prof. Dr. Baberowski Recht.

Wie dem Urteil zu vernehmen ist, waren die Zitate welche Herrn Baberowski zu Last gelegt wurden arg gekürzt und sinnentstellt: Obgleich der wiedergegebene Wortlaut der Aussagen des Klägers zutreffend ist, ist seine Äußerung jeweils durch das Weglassen einer nachfolgenden Passage aus dem Zusammenhang gerissen und damit sinnentstellend wiedergegeben worden.“

„Wenn man nicht bereit ist, Geiseln zu nehmen, Dörfer niederzubrennen und Menschen aufzuhängen und Furcht und Schrecken zu verbreiten, wie es die Terroristen tun, wenn man dazu nicht bereit ist, wird man eine solche Auseinandersetzung nicht gewinnen“ … vom AStA unterschlagen wurde … „Dann sollte man die Finger davon lassen. Also auf der einen Seite ja, natürlich, Deutschland soll eine Funktion übernehmen, und es ist wichtig, dass Deutschland Verantwortung übernimmt, vor allen Dingen in solchen Konflikten, die es selbst betreffen. Aber man sollte sich schon gut überlegen, für welchen Krieg man a) gerüstet ist und ob man ihn gewinnen kann. Und wenn man ihn nicht gewinnen kann, soll man es lassen.“ Weiterlesen „AStA Bremen die Zweite } Teilerfolg vs. Großteilniederlage“

Regensburg } Bunte gegen Farben

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Ende Januar tagte in Regensburg der Studentische Konvent zur ersten öffentlichen Sitzung des Jahres. Dieses Treffen war außergewöhnlich bunt (nun sagen wir lieber) farbenfroh besucht. Im Publikum saßen zahlreiche Studenten und Studentinnen in Couleur, also in den Farben ihrer jeweiligen Studentenverbindung. Grund für dieses Farbbekenntnis war ein Tagungsordnungspunkt auf der Agenda, mit dem Ziel den Studentenverbindungen jegliche Werbemöglichkeiten an der Universität zu nehmen.

„Der Konvent möge beschließen, dass die Studierendenvertretung sich gegen Studenten- und Studentinnenverbindungen positioniert, ihnen folglich keine Werbeflächen wie Pinnwände oder Informationsstände zur Verfügung stellt, und über sie aufklärt“ (Antrag Bunte Liste)

Dieser Antrag der Bunten Liste (BL) wurde im Zuge der Diskussion entschärft und trotz der Gegenstimmen von Gästen und anderen Konventmitgliedern nach längerer Debatte angenommen.

Selbst der Vertreter der sonst nicht allzu ernsten Hochschulgruppe Die PARTEI sah sich genötigt kurzzeitig aus der Rolle des Satirikers herauszutreten. Die Vertreter von RCDS und Die PARTEI veröffentlichten daraufhin eine gemeinsame Pressemitteilung in der es unter anderem heißt:

„Statt Ausgrenzung und Verdrängung zu betreiben plädieren wir für einen offenen Dialog und konstruktive Debatten, insbesondere bei streitbaren politischen Themen.“ (PM RCDS/Die PARTEI)
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Causa politica rectitudo

causa2Seit etwas mehr als einem Jahr testet der Tagesspiegel sein Debattenportal Causa. Auch wenn das Portal wohl aus Bescheidenheit oder Vorsicht noch nicht über ein Beta hinaus gekommen ist, erscheinen dort zahlreiche Artikel für die debattierfreudige Leserschaft.

Aktuell stellt Freiheitsphilosoph Prof. Dr. Norbert Bolz seine Gedanken zur Politischen Korrektheit zur Diskussion. Diese decken sich weitesgehend mit den Ideen von Elisabeth Noelle-Neumann unter dem Schlagwort Schweigespirale“.

Noelle-Neumann: „Öffentliche Meinung ist gegründet auf das Bestreben von in einem Verband lebenden Menschen, zu einem gemeinsamen Urteil zu gelangen, zu einer Übereinstimmung, wie sie erforderlich ist, um zu handeln, und, wenn notwendig, entscheiden zu können. Belohnt wird Konformität, bestraft wird der Verstoß gegen das übereinstimmende Urteil.“

Bolz: „Wenn die veröffentlichte Meinung in unserer Gesellschaft gesprochen hat, bringt kaum mehr jemand den Mut zum Widerspruch auf. Ihr Druck ist so groß, dass gesetzlicher Zwang vielfach überflüssig wird. Und so breitet sich ein ewiger Friede des Intellekts aus. Niemand wagt es, einem unabhängigen Gedankenzug zu folgen. Deshalb gibt es auch keine großen Denker mehr. Abweichende Meinungen, die sich doch noch aus der Deckung wagen, werden sozial bestraft. Wie eh und je ergeht dann das Scherbengericht.“ Weiterlesen „Causa politica rectitudo“

Freie Universität } Veritas, Iustitia, Libertas

2005-02-06_freie_universitat_berlin_-_siegel_-_bearbeitetGerade jährt sich die Gründungsfeier der Freien Universität (FU) Berlin zum 68. mal. Dieser Gründung gingen einige Jahre der Repession und Unfreiheit voraus. Seit der Aufnahme des Lehrbetriebes an der einstigen Berliner Universität (seit 1949 Humboldt-Universität)  im Jahr 1946 kam es zu zahlreichen Festnahmen und Verurteilungen von Studenten und Dozenten die der kommunistischten Einflussnahme im Wege standen. Neben der akademischen war also selbst die individuelle Freiheit in Gefahr.

„Es geht um die Errichtung einer freien Universität, die der Wahrheit um ihrer selbst willen dient. Jeder Studierende soll wissen, dass er sich dort im Sinne echter Demokratie frei zur Persönlichkeit entfalten kann und nicht zum Objekt einseitiger Propaganda wird.“ (aus dem Gründungsaufruf vom 23.7.1948) Weiterlesen „Freie Universität } Veritas, Iustitia, Libertas“

AStA Köln } Theorie & Diskussion unerwünscht

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Wie der Humanistische Pressedienst (hpd) berichtet, wurde der Soziologe und Politologe Prof. Dr. Armin Pfahl-Traughber kurzfristig von der Veranstaltungsreihe „Aspekte der Kritik“ des AStA Köln ausgeladen. Der versierte Extremismus- und Antisemitismusforscher sollte eigentlich am 29. November 2016 zur Frage „Gibt es Antisemitismus und Muslimenfeindlichkeit in der AfD?“ referieren. Doch dann kam alles anders als geplant.

Am 13. November ließen die Veranstalter den Referenten von der Ausladung wissen, da „das Organisationsteam nicht mit den von Ihnen getätigten Darstellungen zum Thema Linksextremismus identifizieren kann bzw. diese nicht unterstützen kann.“ Diese Ausladung ist verwunderlich, da diese Publikation nicht neu und die Materie nicht das Thema der Veranstaltung war. Ganz im Gegenteil. Weiterlesen „AStA Köln } Theorie & Diskussion unerwünscht“

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